„Der dunkle Engel“ und „Der Gott des Waldes“

Tanith Lee

Deutsche Erstausgabe

Heyne 1995

je 16.90 DM

Wer schon einmal etwas von Tanith Lee gelesen hat, weiß, daß sie sehr mystisch schreiben kann. Davon machen auch diese zwei Bücher mit dem Untertitel „Das Blut der Rosen“ keine Ausnahme. Dementsprechend ist es nicht einfach, zu beschreiben oder zu erklären, worum es geht, ohne schon zuviel zu verraten. Erschwert wird das Verständnis zunächst auch dadurch, daß das vorläufige Ende der Geschichte zuerst erzählt wird. Das erste Kapitel erzählt von dem verkrüppelten Erben Mechail, der keine Freude am Leben hat und sich nach dem Tod sehnt. Seine Wunsch wird erfüllt, aber damit ist noch lange nicht alles zu Ende. Denn Mechail ist eine Figur in einem viel größeren Spiel. Schon seine Mutter wurde von einem charismatischen, mächtigen Mann namens Anjelen beherrscht. Ein Mann der Kirche, der seine eigenen Ziele verfolgt. So ist „Das Blut der Rosen“ eigentlich die Geschichte von Anjelen und den Kreaturen, die er geschaffen hat. Anjelen ist vielleicht ein Gott, der im Verlauf des Buches aber menschenähnlicher wird. Zumindest ist er nicht unfehlbar, denn ihm unterlaufen eine Reihe von Fehlern und seine Kreaturen lassen sich auch nicht so einfach beherrschen, wie er es sich vielleicht gedacht hat, denn auch sie haben eine gewisse Macht und einen eigenen Willen. Sie widersetzen sich Anjelen.

Tanith Lee verknüpft geschickt Elemente des christlichen Glaubens mit dem Glauben an einen Waldgott, der aus der keltischen Kultur stammen könnte. Genau das tut auch Anjelen, der mit beiden Glauben verbunden ist und sie in sich vereinen will. Es wird gesagt, daß sich bestimmte Vorgänge immer wiederholen (das Opfer an den Gott des Waldes), und so wiederholen sich auch in der Geschichte immer wieder gleiche Entwicklungen, ohne daß die betroffenen Personen etwas daran ändern könnten.

Wie schon gesagt schreibt Tanith Lee sehr mystisch und geheimnisvoll. Es kann sein, daß der Leser nicht immer versteht, worum es geht bzw. was ein bestimmtes Ereignis bedeutet. Die Bedeutung hängt oft von der eigenen Interpretation ab.

„Das Blut der Rosen“ hat mir sehr gut gefallen. Meine Empfehlung ist aber, sich beide Bände zusammen zu kaufen, denn sie bilden eine Einheit!

Andrea Schuhmacher

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