Alltagsleben an Bord eines Raumschiffes der Föderation

oder

Die wenigen normalen Tag des Frederic van Groh

Persönliches Computertagebuch Frederic van Groh an Bord der Enterprise, Sternzeit 47531, 7,

1. Eintrag

Wir haben die Sternenbasis Orion vor drei Stunden verlassen und fliegen mit der Enterprise in den Taurusnebel, um dort Vermessungen durchzuführen, wie man mir sagte.

Es ist mein erster Flug mit dem Flaggschiff der Föderation und ich bin wirklich sehr aufgeregt. Meine Aufgabe an Bord wird es sein, die Besatzung mit meinen Alleinunterhalterfähigkeiten zu begeistern und bei Laune zu halten. Ich denke, es wird mir gelingen.

Obwohl ich bereits viel über die legendäre Crew der Enterprise gehört und gelesen habe, kenne ich sie nicht vom Gesicht her, lediglich ihre Namen sind mir bekannt. Wie wohl Captain Picard aussieht? Ich werde jetzt zuerst nach "Zehn Vorne" gehen, das soetwas wie die Kneipe und den Treffpunkt des Schiffes darstellt und garantiert eine gute Bühne für mich sein wird.

Ende der Eintragung.............

2. Eintrag

Ich bin nun 5 Stunden auf diesem beschissenen Schiff und könnte auf der Stelle wieder nach Hause fliegen!

Picard hat sich als autoritäres Dreckstück herausgestellt, der von Commander Riker, seinem 1. Offizier, die Schuhe geputzt bekommt und ein ziemlich humorloser Mensch ist. Nachdem ich den angebotenen Earl Grey- Tee mit Kondensmilch, einem Spritzer Tequilla und Zucker getrunken und zu ihm gesagt hatte, daß er sein Haar doch offen tragen solle, weil es ihm besser stehen würde, wurde ich aus dem Kapitänszimmer hinausgeworfen. Seine vielgerühmte Selbstbeherrschung sah dabei sehr arm aus.

Lt. Commander LaForge ist nicht nur ohne seinen Visor blind! Dreimal hat er mich im Turbolift angerempelt und sich mit den Worten entschuldigt: "Sorry, Camilla. Ich sehe heute nicht richtig. Aber ein tolles Parfum hast du." Bei der Schaltkonsole, mit der er kollidiert ist, hat er sich auch entschuldigt.

Dauernd gibt es Roten Alarm, der die meiste Zeit allerdings auf Kurzschlüsse im Computer zurückzuführen ist. Als dann wirklich ein romulanischer Warbird aufgetaucht ist, haben die Langstreckenscanner der Enterprise einen terranischen Frachter identifiziert, aber die klingonische Kennung gesen-det, worauf der Romulaner irritiert das Feuer eröffnet hat.

Wahrscheinlich haben wir es dem Androiden Data zu verdanken, daß wir noch leben. Mit ein paar gezielten Photonentorpedos, insgesamt brauchte er 4, bis er getroffen hatte, pulverisierte er die Romulaner.

Lt. Commander Worf, der Sicherheitsklingone und das Maskottchen des Flaggschiffes, möchte mit mir ein Kampfspiel auf dem Holodeck durchführen, aber ich habe da so meine Bedenken. Sollte ich ihn damit verärgert haben, als ich sagte, daß mich Klingonen irgendwie an terranische Nashörner erinnern? Ich werde sehen, wie es endet.

Ende der 2. Eintragung........

3. Eintrag

Nach dem Holodeckkampf mit Wuff, wie ich ihn nenne, landete ich für drei Tage auf der Krankenstation. Der Klingone hat mit doch tatsächlich mit einem Grinsen vier Rippen und das Schlüsselbein gebrochen! Aber tolles medizinisches Personal haben die hier. Begeistert bin ich von Dr. Beverly Crusher. Sie hat dermaßen geschickte Hände, daß ich sie fragen mußte, ob sie früher mal Mas-seuse auf Kentaron III war. Daraufhin erwiderte sie etwas von "Leck mich.." und ging. Hat sie also doch dort gearbeitet?!

Picard erkundigte sich nach meinem Gesundheitszustand und verzog das Gesicht, als er erfuhr, daß ich in ein paar Tagen wieder wohlauf sein werde. Und übermorgen gebe ich meinen Einstand mit einem eigens entwickelten Kabarett in“Zehn vorne“. Ich bin sicher, sie werden begeistert sein.

Ein wirklich verständnisvoller Mensch ist Lt. Commander Data, obwohl er ein Androide sein dürfte. Seine Katze Spot hatte sich in mein Quartier verirrt. Ich wußte nicht, daß es seine war, sonst hätte ich ihn selbst gerufen.

Nachdem ich vergeblich versucht habe, sie zu entfernen, beschoß ich sie so lange mit Elektrizitätsstrählchen, bis sie aussah wie ein riesiges Woll-knäuel und freiwillig verduftete.

Data meinte nur: "Wissen Sie, Sir, sollten Sie sich einmal in meine Unterkunft verlaufen, werde ich Sie mit einem Laserskalpell zu Tür führen. Kommen Sie doch mal vorbei und schönen Tag noch." Wie er das wohl gemeint hat? Seine seltsame Art von Humor ist schiffsweit bekannt. Und meine auch, fürchte ich.

Ende des Eintrags...



4. Eintrag

Ich ahnte es! Mein Kabarett war ein voller Erfolg, obwohl Picard die Borg- Nummer nicht ganz so witzig fand wie die anderen. Riker gratulierte mir hinterher mit den Worten: „Gut gemacht, van Groh! In solcher Stimmung war der Captain seit Jahren nicht mehr gewesen!"

Übrigens soll es auch die erste Schlägerei in „Zehn vorne“ gewesen sein, an der fast 300 Menschen teilgenommen haben. Nur weil ich mit der Freundin eines Offiziers geflirtet hatte. Der Kerl wollte mich tatsächlich verprügeln, hat aber mit seinem Hieb gegen mich lediglich Counselor Troi ins Gesicht getroffen, die natürlich gleich mit triefendem Auge zurückschlug und versehentlich LaForge in das Buffet schubste.

Ich bin dann gegangen. Ich meide jede Form der massenhaften Gewaltansammlung.

Seitdem schränke ich meine öffentlichen Auftritte auf ein Minimum ein, so daß die Mannschaft für jeden Gag dankbar ist und mit Essen nach mir wirft. So wenig bekomme ich dabei überhaupt nicht.

Picard fragte mich, ob ich nicht Interesse daran hätte, zu den Romulanern zu gehen und dort als Agent für die Föderation zu arbeiten, sozusagen als "Zersetzer der feindlichen Schlagkraft".

Als ich ihm antwortete, daß ich bereits dort war und mich die Romulaner nicht besonders gut fanden, sah er mich seltsam an. "Es war nur ein Scherz, Jean- Luc," beruhigte ich ihn schulterklopfend und nahm ihn freundschaftlich in den Arm, stieß ihn dann von mir und schrie:" Mit ihnen ?! Niemals! Nicht für eine Million Creds!!" Die Mannschaftsmitglieder schauten rüber und Picard wurde rot. Ich fürchte, der Scherz kam nicht besonders an. Aber was soll`s!?

Ende der Eintragung...

5. Eintragung

Ich hatte recht. Der Captain bat mich in seinen Raum und eröffnete mir, daß der besagte Scherz ein Nachspiel haben wird. Ich fragte unschuldig, was mit dem Vorspiel sei, da flog ich auch schon wieder raus. Die Brückenmannschaft sah mich böse an, als ich auf dem Weg zum Turbolift ins Stolpern geriet und auf die Steuereinrichtung fiel.

Immerhin war es schon wieder ein erstes mal, daß die Enterprise Warp 12,9 erreichte. Anstatt mir dankbar zu sein und mich zu feiern, mußte ich in mein Quartier, während die Reparaturarbeiten am Schiff begannen.

Jedes meiner Hilfsangebote wurde panisch abgelehnt, und LaForge wollte ich lieber nicht helfen, der mir einen Kabelstrang in die Hand zu drücken versuchte und meinte: "Halten sie mal kurz, okay? Es geht auch schnell, ich versprech`s."

Morgen kommt eine Delegation der Kardassianer an Bord, um die Friedensverhandlungen weiterzuführen. Ich bin gespannt und werde in der Vorstellung mein Bestes geben.

Ende der Eintragung....

6. Eintrag

Ich wurde ein Opfer der Willkür!

Angefangen hat alles mit der Verlobung Wesley Crushers, die morgens vor den Verhandlungen stattfinden sollte. Ich kam zu den Feierlichkeiten ein bißchen zu spät, was aber niemand bemerkte, und flirtete mit einer hübschen Dunkelhaarigen in einem tollen Kleid. Wir verzogen uns gleich in meine Kabine, als ich erfuhr daß sie die angehende Verlobte Crushers sei. Selbstverständlich nicht von ihr, sondern von den aufgebrachten Gästen, die wenig später bei mir erschienen. Was kann ich dafür, daß Wesley seinen Krempel nicht besser beobachtet?

Ich habe mich dann ein wenig mit dem Jungen ge-prügelt, ihm das Nasenbein und, dank des hervorragenden Trainings mit Wuff, vier Rippen zusammen mit dem Schlüsselbein gebrochen. Dr. Crusher sagte nichts mehr, sondern vielmehr die Verlobung ab. Ich glaube, die Kleine gehört jetzt zu mir.

Danach ging alles schief.

Die Kardassianer verstehen weniger Spaß als eine Horde Klingonen, die von Picard angeführt werden würden! Es kam zu einigen Mißverständnissen und Unstimmigkeiten, die vom Sicherheitsdienst aber aus der Welt geschafft wurden.

Ein paar Kardassianer griffen mich tatsächlich an, nur weil ich sie in ihrer Landessprache begrüßte. Daß die Worte nichts anderes als „Deine Mutter ist eine Schlampe! Deine Schwester sieht aus wie eine Schabracke!" bedeuteten, konnte ich nicht wissen. Aber die Aussprache war wohl etwas fehlerhaft.

Auf jeden Fall wurden die abgebrochenen Ver-handlungen wieder aufgenommen und alle waren fröhlich.

Bis ich die Gelegenheit wahrnehmen wollte, um mein neues Programm zu präsentieren. Ihr Dolmetscher war besser und übersetzte alles genauso, wie ich es erzählte. Dummerweise hießen die anwesenden Kardassianer genauso wie die in den Witzen, die ich machte. Ich verließ auf Bitten Picards hin denRaum und arbeitete in meinem Quartier an dem Self- Made- Computer, den ich mir als Zeitvertreib mitgebracht hatte.

Die Verbindungen mußten falsch gesteckt gewesen sein, denn der Hauptcomputer der Enterprise brach zusammen, als ich versuchte, einige Dateien abzurufen und zu überspielen. Die Nahrungsreplikatoren spuckten ununterbrochen Zeugs aus und fluteten den Konferenzraum mit Himbeergötterspeise.

LaForge fand den Fehler schnell.

Die Delegation und das Sicherheitsteam des Schiffes geleiteten mich daraufhin gemeinsam zur Shuttlerampe und beauftragen mich, den Meteoritenhaufen draußen näher anzusehen. Die Daten wären gespeichert und ich müßte nur die Kameras bedienen, um gute Auswertungen zu erhalten.

Der Start erfolgte vor zehn Tagen und seither fliege ich irgendwohin. Keine Spur der Enterprise oder der Kardassianer.

Meteoriten gibt es auch nirgends.

Aus einer Computeraufzeichnung, die sich irgendwann selbst abspulte, erfuhr ich von einem lachenden und vergnügten Picard, daß ich die gleiche ehrenvolle Aufgabe hätte, die die Enterprise auch wahrnimmt: Fremde Welten zu entdecken und dorthin zu gehen, wo noch kein Mensch zuvor gewesen war. Ich glaube ihm irgendwie nicht.

Wollten sie mich etwa loswerden?

Ende des Eintrages...


MELDUNG DES RATES DER FÖDERATION, STERNZEIT 4067, TERRA...

"(...) Vor wenigen Tagen erhielten wir einen Funkspruch aus einem unbekannten Gebiet auf Föderationsfrequenz mit dem Wortlaut : "Egal wer mich hört, hier ist Radio SpaceWave Unlimited. Gruß an alle die mich kennen und lieben: Habe auf dem Planeten eine neue Heimat gefunden. Den Leuten gefällt mein Humor sehr gut! Kommt vorbei und trinkt einen Earl- Grey mit einem Spritzer Tequilla, Kondensmilch und Zucker. Ihr mich auch, Freunde, Ende!"

Der Rat der Föderation hat beschlossen, den rätselhaften Funkspruch durch die Enterprise untersuchen zu lassen(...)"

...wenig später...

"(...) Wir bedauern das plötzliche und unerwartete Ausscheiden der Sternenflottenoffiziere Picard, Riker, Worf, LaForge und Counselor Troi aus dem Dienst, nachdem sie von dem Inhalt des Funkspruches gehört haben(...)"

Das Sternenflottenoberkommando

von Markus Heitz

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