Bücher

DER SÖLDNER / DIE FORMEL DES TODES

aus der Reihe EL MERCENARIO; Bd. 1 und 2

Wolfgang Hohlbein & Vincente Segrelles

318 / 299 Seiten, Bastei-Lübbe Taschenbuch

Deutsche Erstausgabe Oktober 1992, je 9, 80 DM

Der Leser hat es wieder mit einem Werk von W. Hohlbein zu tun, der unter anderem verantwortlich für den Hexer von Salem, Heldenmutter, Midgard oder die Töchter des Drachens ist, allerdings diesmal mit Unterstützung des spanischen Künstlers und Zeichner Vincente Segrelles, über den ich an dieser Stelle kurz ein paar Informationen loswerden möchte, denn ich glaube, daß Hohlbein schon allgemein bekannt ist. Segrelles wurde 1940 in Barcelona geboren, der zuerst Werbegraphiker war, dann sich aber mehr und mehr der Illustration und dem Buchcover widmete. Seine Bilder sind von einer hohen Genauigkeit und Echtheit geprägt, die viele aus den EL MERCENARIO Comics kennen und zu schätzen wissen.

Die Thematik eben dieser Comics hat sich Hohlbein zur Vorlage für die beiden gleichnamigem Bücher gemacht. Das ganze Szenario spielt im Lande Zomar, einer Welt, in der barbarische Sitten herrschen, ausgestattet mit endlosen Gebirgen, ein Land über den Wolken, wo Kampfdrachen anstatt Pferde benutzt werden. Der Titelheld ist El Mercenario, ein in Zomar bekannter Krieger und exzellenter Drachenreiter, der selten Geld hat und eben für Gold Aufträge erledigt Dabei orientiert sich der Autor nur oberflächlich an den Geschichten, wie sie in den Comics erzählt werden, d.h. er übernimmt die Hauptcharaktere und deren Namen, um aber nicht als reiner Bildnacherzähler abgestempelt zu werden, baut Hohlbein wirklich interessante Neuheiten in die Stories mit ein. So kreiert er einen völlig neuen Bösewicht und erfindet gute und unterhaltsame Kleinaufträge, die der Söldner scheinbar am Rande der eigentlichen Handlung mehr oder weniger erfolgreich absolviert, die aber tatsächlich von Relevanz für den Rest der Erzählung sind. Letztendlich hat Der Söldner, der erste der zwei bisher erschienen Bände, gegen Ende nichts mehr mit der "Urgeschichte" gemeinsam, denn der Schluß wurde ein wenig umgeschrieben, sodaß hier eine positive und überraschende Wende vorliegt .Hohlbein schafft es, mehrere solcher Überraschungen in die Story einzubauen, auf die auch ich hereingefallen bin, obwohl ich stolzer Besitzer der Comics bin. Also keine Angst, Leute, er macht mehr als bloße Bildbeschreibungen!

Diese Linie hält er, zu meinem Bedauern, im 2. Band nicht ganz so konsequent durch. Zwar verfeinert der Autor die Geschichte, Die Formel des Todes, durch kleinere Intermezzos, bleibt jedoch im großen und ganzen bei der Comicerzählung, was nicht bedeuten soll, daß Langeweile aufkommt. Der Leser erfährt zu Beginn, wie der Schluß des 1. Bandes im Detail vonstatten ging, der Krieger trifft auf den Erzschurken von Angesicht zu Angesicht, und bewahrt nebenbei das Land Zomar vor dem Einfluß einer Wunderwaffe. Zum Schluß des Buches erfolgt der sanfte Hinweis, daß der Todfeind die Auseinandersetzung überlebt hat und daß ein weiterer Band wohl in absehbarer Zeit erscheinen wird. Die Stories werden durch die Farbbilder und Bleistiftskizzen des Spaniers Segrelles eindrucksvoll unterstützt und ermöglichen einen kleinen Blick in die Atmosphäre, die den Comics anhaftet, was den Geschichten durch Hohlbeins üblichen Schreibstil leider abhanden kommt, und wer den Hexer von Salem gelesen hat, weiß, was ich meine. Er hat seine eigene Art, zu schreiben, die sich absolut nicht mit dem Inhalt seiner Erzählungen verträgt, auf jeden Fall hier bei diesen Büchern. Eigentlich schade, denn die Ideen und die Geschichte selbst leiden meiner Ansicht nach darunter.


Noch ein Wort zu den angeblich unveröffentlichen Farbbildern, die in den Büchern zu finden wären: Segrelles-Fans aufgepaßt! Zu meinem Erstaunen waren bisher sämtliche Farbdarstellungen in eben diesen Bänden in meinem Vincente-Segrelles-Buch auffindbar und ich rate davon ab, sich die Taschenbücher in der Hoffnung auf ein nie dagewesenes Bild zu kaufen, obwohl der Preis dem schriftlichen Inhalt durchaus angepaßt ist. Die El Mercenario Reihe stellt einen Lesezeitvertreib im Hohlbeinstil mit guten Ideen dar, die aber kein unbedingtes Muß für den Leser von Fantasyromanen ist.

Markus H.

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